Samstag, 9. Januar 2010

Spuren im Schnee

A: Reale Spuren
Wenn man wie ich aus Dummheit Faulheit Schüchternheit Unentschlossenheit einem Grund, der sich definitiv nicht in einem Wort abfassen lässt, immer noch am totalen Arsch der Welt ca. 15 km außerhalb von Karlsruhe wohnt, dann kommt es schon vor, dass dorthin nachts keine S-Bahn mehr bis direkt vor die Haustür fährt, sondern dass man von der nächsten noch befahrenen S-Bahn-Station einen 2 km langen Heimweg hat, zunächst leicht bergauf, dann durch ein Dorf, dann steil bergab entlang eines Waldrandes.
Ungeschickt ist es dabei aber, wenn man vergisst, dass draußen 10cm + x hoch Schnee liegt und man natürlich keine Stiefel trägt, sondern nur Sneakers. Aber so schaut man wenigstens einmal sehr genau auf den Boden, und es ist doch erstaunlich, was man nicht so alles aus den Schneespuren herauslesen kann.

1. Die S-Bahnen fahren zu dieser späten Uhrzeit nur im Stundentakt... eine Stunde vor meinem Heimweg scheinen durchaus viele Leute von der S-Bahn-Station hoch ins Dorf gelaufen zu sein. Leider war alles schon wieder mit frischem Schnee bedeckt, so dass das Vorwärtskommen bergauf sehr sehr mühsam vor sich ging.

2. Im Dorf ist die Dorfstraße wohl auch zu so später Stunde noch recht gut befahren, denn obwohl diese komplett ungeräumt war, konnte ich auf der Straße in den recht frischen Autospuren problemlos laufen.

3. Es gibt im Dorf wohl tatsächlich eine Nebenstraße, die absolut nicht von Autos befahren wird. Zumindest war die Schneedecke dort komplett eben und autospurenfrei. Selbst später direkt vor meiner Haustür waren hingegen noch Spuren vom letzten Schneeschippen zu sehen, und das fand etwa 6 Stunden zuvor statt (habe meinen Vermieter beim Verlassen des Hauses dort schippen sehen). Für was baut man denn Straßen, wenn sie sowieso niemand nutzt?

4. Ich möchte definitiv nie eine Nacht allein in einem Wald verbringen. Unglaublich, wieviele Tierspuren sich auf dem Weg entlang des Waldrandes befanden. Im Schnitt bestimmt alle 20 Meter war zu erkennen, wie irgendein Tier den Weg gekreuzt hatte. Die sollten lieber mal Winterschlaf halten, die Hasen und Füchse und Rehe und....

5. Den Weg steil bergab nutzen wohl nur sehr wenige Fußgänger, obwohl er extra die ganze Nacht beleuchtet wird und sogar gepflastert ausgebaut ist. An Fußspuren waren jedenfalls nur 2 Personen erkennbar, und im Vergleich mit den Spuren auf dem Weg in der Nähe der S-Bahn-Station waren diese schon mindestens 2 Stunden vor mir dort gelaufen. Es dürften eher 4 Stunden sein...

6. Am Fuß des steilen Berges muss wohl innerhalb der letzten Stunde jemand resigniert haben... die Fußspuren führten etwa 5 Meter bergan, um dann wieder nach unten zur Hauptstraße zurückzuführen. Wie derjenige aber alternativ den Berg hochgekommen ist... keine Ahnung. Kürzerer Wege gibt es nicht. Und schneefrei ist es sowieso nirgends.

7. Trotz der sehr widrigen Umstände hielten meine (aus gewissen Gründen fast noch nie getragenen) Sneakers dem doch sehr tiefen Schnee sehr gut stand. Und das, obwohl ich stellenweise schon durchaus bis auf Knöchelhöhe im Schnee einsank. Jedenfalls blieben meine Socken bis auf ein paar kleine Tropfen am oberen Rand trocken. Anscheinend war die Anschaffung der Sneakers also doch für mehr gut als gedacht!

B: Spuren des Lebens
Wenn man schon ewig durch den Schnee stapft und dabei Schritt für Schritt schauen muss, wo und wie man auf den Boden tritt, kann man sich auch ein paar weitere Gedanken machen:

1. Mir kam eine Erinnerung wieder. Mir fiel nämlich ein, dass ich meinen vergangenen Geburtstag in meiner schwäbischen Heimat verbracht habe und abends mit Freunden gefeiert hatte. Warum mir das gerade im Schnee einfiel: Vergangenes Jahr am 6. März hatte es ziemlich hoch geschneit und der Schnee war enorm widerlich matschig und sehr nass und schwer. Weil sonst kein anderer Zeit dazu hatte, schippte ich diesen an meinem Geburtstag zwei Stunden lang weg und hatte danach Kreuzschmerzen. So erinnert man sich also wieder...

2. Aus irgendeinem total unerfindlichen Grund kam ich auf die Idee, mir zu überlegen, wo ich denn war bzw. was ich gemacht habe, als ich genau halb so alt war, wie ich es heute bin. Nach ein wenig Gerechne, bin ich zum Schluss gekommen, dass ich irgendwann am 11. August 1998 genau halb so alt gewesen sein müsste, wie ich es jetzt bin. Die genaue Uhrzeit konnte ich nicht bestimmen, weil ich meine Geburtsuhrzeit nicht im Kopf habe. Ich werde das aber rein interessehalber demnächst mal nachschauen...
1998 irgendwann im August war ich in Ungarn, aber ob der 11. August auch in diese Phase trifft, kann ich jetzt nimmer so genau sagen. Ein Reiseablauf der Ungarnreise sollte eigentlich in einem Ordner irgendwo abgelegt sein... aber nicht hier in Karlsruhe, sondern wieder einmal im Schwäbischen. Da kann ich dann aber vielleicht mal nachschauen.

So, und nun habe ich einen ellenlangen Aufsatz geschrieben, ohne dass hier irgendein relevanter Inhalt drin stecken würde. So ist das nunmal, wenn man angetrunken ist und nichts besseres zu tun hat, als mitten in der Nacht im Blog zu schreiben.

1 Kommentar:

Hans-Georg hat gesagt…

Schon interessant, aus was für Gedanken manche Menschen kommen, wenn sie nachts allein in Sneakers durch knöchelhohen Schnee bergauf und bergab stapfen.
Zu Punkt A möchte ich sagen: Du könntest indianische Vorfahren haben.

 

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