Montag, 11. Oktober 2010

Coming Out Day

Heute ist Coming Out Day.

Auch wenn ich selbst von solchen aufgesetzten "Mottotagen" recht wenig halte (schließlich kann man sich an den anderen 364 Tagen im Jahr genau so gut outen), will ich diese Gelegenheit doch nutzen um alle eventuell ungeouteten Schwulen und Lesben die hier mitlesen dazu zu ermutigen, den schwierigen Schritt des Outings zu wagen.

Ich selbst habe bis zu meinen ersten Outings im vergangenen November auch lange damit gehadert und gedacht, man könne ja auch ohne Outing klarkommen und sich auch irgendwie verstecken. Aber auf Dauer wird man so nicht glücklich.

So ein Outing ist extrem befreiend! Auch wenn man davor vielleicht tierisch Schiss davor hat.

Zur Ermutigung noch ein kurzer persönlicher Text, entstanden irgendwann im Frühjahr:
[...]
Bis Oktober 2009 hatte ich noch überhaupt keinen Gedanken daran verschwendet, mich überhaupt zu outen und ein schwules Leben zu führen. Aber irgendwie wurde mir immer mehr bewusst, dass die Alternative zum Outing etc. eben gewesen wäre, sich immer weiter abzuschotten, nur heimlich lieben zu können (ohne, dass die Liebe erwidert werden kann) und langsam aber sicher zu vertrocknen. Und das sind nunmal wirklich keine tollen Lebensaussichten.
Ja, vielen geht es wohl schon mit 16 so, dass sie es ohne Liebe und Sex nicht mehr aushalten... ich habe es irgendwie bis ich fast 23 war alles in mich hineingefressen, bis es einfach zu heftig wurde. Im Endeffekt war ich jahrelang im Verborgenen dauerhaft unglücklich.

Und nun: Ich habe (indem ich zufällig über ein genau richtiges Profil [...] auf Gayromeo gestolpert bin und denjenigen auch angeschrieben habe) eine ganz ganz liebe Gruppe anderer Schwuler persönlich kennengelernt (und sehe die Leute auch regelmäßig), was mir doch enorm geholfen hat beim ersten Einstieg in die schwule Welt. Danke, dass es euch gibt! Aber Mann, war ich aufgeregt, als ich das erste Mal persönlich auf euch getroffen bin....
Und zum Outing: Seit November habe ich mich 7 Leuten geoutet, und bei allen gab es gar keine Probleme. Die meisten von ihnen sind sehr gute Freunde und die Freundschaften haben gewiss nicht darunter gelitten (eher im Gegenteil).

Was mir leider noch fehlt, was ich aber noch irgendwann machen will, ist das Outing bei meiner Familie. Das fällt mir irgendwie nach wie vor enorm schwer und ich habe auch ein wenig Angst davor. Doch irgendwann werde ich meinen Eltern bestimmt einmal erzählen, dass mein Bruder die Enkelproduktion in der Familie übernehmen muss, weil da von mir wohl nicht allzu viel zu erwarten ist ;-)

Kurz gesagt, merkt man mir rein äußerlich im vergangenen halben Jahr wohl keine Veränderung an - ich sehe immer noch quasi gleich aus wie bereits zuvor, und auch mein Verhalten nach außen hin hat sich wohl kaum verändert. Aber im Vergleich zum letzten Jahr bin ich mittlerweile viel glücklicher, auch wenn ich in meiner "schwulen Laufbahn" noch nicht weit fortgeschritten bin. Aber immerhin die Grundsteine sind gelegt!

Für alle Ungeouteten, die vor dem Outing Angst haben: Ja, es fällt gewiss schwer sich zu outen. Sonst hätte ich es auch schon mit 16 gemacht und nicht erst mit 22 damit angefangen (dafür könnte ich mich im Nachhinein übrigens in den Arsch beißen für diese geschätzten 6 verlorenen Jahre), aber es tut so verdammt gut und ist in meinen Augen für jeden nur zu empfehlen!

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